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Knirscherschiene bei Bruxismus (Zähneknirschen)

Bruxismus:  Nächtliches Zähneknirschen bleibt oft lange unerkannt

Stress und Verspannungen als Hauptursache

30-50% aller Menschen durchleben Phasen, in denen sie im Schlaf stark mit den Zähnen knirschen – ein Phänomen, das Bruxismus genannt wird. Es gibt aber auch Personen, die tagsüber die Angewohnheit haben, die Zähne fest zusammenzupressen oder damit zu knirschen.

Besonders häufig sind Frauen zwischen 30 und 45 betroffen, die stark unter beruflichem oder privatem Stress stehen. Tückisch dabei: Bruxismus wird allenfalls vom Partner (nächtliche Knirsch-Geräusche) oder, meist zu spät, vom Zahnarzt bemerkt. Nach neueren Untersuchungen scheint Stress ein wichtiger Auslöser von Bruxismus zu sein: Während die einen eher unter Schlafstörungen leiden, müssen andere buchstäblich „auf ihren Problemen herumkauen“ und dabei mit den Zähnen knirschen.
 

Was löst Bruxismus (Zähneknirschen) aus?

Kieferorthopäden legen eher anatomisch-funktionelle Probleme zugrunde: Eine entspannte und normale Kieferhaltung führt dazu, dass im Ruhezustand die Zähne von Ober- und Unterkiefer gar nicht aufeinandertreffen, da sie auf Abstand gehalten werden. Treffen die Zähne allerdings aufeinander (Okklusion) entsteht der nächtliche Impuls, die Kieferhaltung zu korrigieren und die Zahnoberflächen entsprechend „abzuschleifen“. Zahnfehlstellungen wirken dabei in manchen Fällen als auslösender Faktor.

Manche Experten sehen allerdings die Ursache für Bruxismus eher in Haltungsschäden der Wirbelsäule oder des Beckens. Als Folge dieser orthopädischen Probleme träten dann auch Verspannungen im Hals-Kieferbereich und damit das Zähneknirschen auf. Für diese Theorien gibt es bislang aber keine Beweise.


Mögliche Folgen des nächtlichen Zähneknirschens

Beim Knirschen mit den Zähnen werden enorme Kräfte auf einer kleinen Oberfläche (den Kauflächen) frei.
 

Regelmässiges Zahnknirschen bleibt daher nicht folgenlos:

  • Risse im Zahnschmelz öffnen den Zugang für Bakterien: Karies droht. Überempfindliche Zahnhälse und Zahnfleischrückgang sind ebenfalls häufige Begleiterscheinungen.
  • Zähne können auch komplett brechen. Besonders gefährdet sind wurzelbehandelte Zähne, aber auch Zahnersatz und Zahnkronen aus Keramik.
  • Der zahntragende Kieferknochen (Parodont) kann bei ständiger Überlastung abgebaut werden.
  • Bei starkem und lange anhaltendem Bruxismus kommt es zu erheblichen Zahnschäden, da der harte Zahnschmelz „abradiert“ und darunter das viel weichere Dentin freigelegt wird. Das freiliegende Dentin kann Schmerzen verursachen und bietet keinerlei Schutz gegen weiteren Abrieb. So kann es zu grossen Substanzdefekten kommen. Durch den Abrieb sinkt die Bisshöhe ab und man spricht dann vom „Abrasionsgebiss“
  • Schmerzhafte Verspannungen im Schulter-, Nacken und Kopfbereich sind möglich.
  • Das Kiefergelenk kann in Mitleidenschaft gezogen werden: Die „craniomandibuläre Dysfunktion“ (CMD) führt zu Kiefergeräuschen, Schmerzen beim Kauen, zu Einschränkungen der Kiefer-Beweglichkeit oder zu Ohrenschmerzen.
  • Auch Kopfschmerzen vor allen auf Höhe der Schläfen, Migräneanfälle oder Ohrgeräusche (Tinnitus) können sich einstellen.


Wie erkennt man Bruxismus (Zähneknirschen)?

Wer keinen Partner hat, der ihn auf die nächtliche „Geräuschentwicklung“ aufmerksam macht, erkennt das Problem häufig selbst an morgendlichen Verspannungen oder Ermüdungsgefühl im Bereich der Kaumuskeln, veränderten, weil abgenutzten Zahnoberflächen oder überempfindlichen Zähnen.

Der Zahnarzt erkennt Spuren von Abrieb an den Zahnoberflächen oder andere mechanische Zahnschäden und kann Gegenmassnahmen einleiten.
 

Behandlungsmöglichkeiten bei Bruxismus

  • Die einfachste und am wenigsten invasive Therapiemassnahme bei Bruxismus besteht in der Anfertigung einer durchsichtigen Kunststoff-Schiene (Knirscherschiene), die nachts getragen wird und die Zähne vor weiterem Abrieb schützt. Diese kostengünstigen Schienen werden nach einem Abdruck individuell hergestellt und sind recht angenehm zu tragen. Da sich die Schienen durch das Knirschen abnutzen, müssen sie von Zeit zu Zeit erneuert werden.
  • Zusätzlich kann bei stressbedingtem Zähneknirschen eine psychologische Beratung und Behandlung sinnvoll sein, um die alltägliche Stressbewältigung zu verbessern, was erfahrungsgemäss oft zu einem Rückgang der nächtlichen Knirsch-Aktivität führt.
  • Bei fortgeschrittener  Abnutzung  der Zähne ist ein Wiederaufbau  (Rekonstruktion) erforderlich, um die ursprüngliche Zahnform, Ästhetik und Funktion wiederherzustellen.  Zu diesem Zweck  kommen Kronen oder Teilkronen bzw. Onlays aus Keramik zum Einsatz. Die abriebfeste Keramik wird mit der Zahnsubstanz verklebt, wodurch ein sehr stabiler Verbund entsteht.  Da in vielen Fällen alle Zähne eines oder sogar beider Kiefer wieder aufgebaut werden müssen, sind solche Rekonstruktionen natürlich  ziemlich aufwändig.

Knirscherschiene - hier ein typischer Fall aus unserer Praxis

Dieser 51-jährige Patient hatte jahrelang stark mit den Zähnen geknirscht. Beruflich unter Stress, hatte er die Schutzschienen am Ende nicht mehr getragen, da sie bereits nach kurzer Zeit stets „durchgebissen“ waren. Beim Kauen spürte der Patient zunehmend Schmerzen durch überempfindliche Zähne. Am meisten störte ihn jedoch, dass man beim Lächeln die abradierten oberen Zähne kaum noch sah.

Zuvor: Abradierte Zähne eines 51-jährigen Patienten.

Beim Untersuch stellten wir ein fortgeschrittenes Abrasionsgebiss mit Substanzdefekten an allen Zähnen in beiden Kiefern fest. An vielen Stellen war der Zahnschmelz der hinteren Zähne bereits vollständig abradiert und überempfindliches Dentin lag frei. Die vorderen Zähne hatten durch die Abnutzung  2-3 mm Höhe verloren.
Eine rekonstruktive Behandlung musste in diesem Fall alle Zähne einbeziehen. In zwei langen Sitzungen, die zwecks Entspannung des Patienten mit zusätzlicher Lachgas-Sedierung durchgeführt wurden, konnten wir alle Zähne des Ober- und Unterkiefers für die Versorgung mit Kronen oder Teilkronen präparieren. Diese Kronen wurden zunächst provisorisch aus Kunststoff hergestellt, um Ästhetik und Funktion zu testen.

Da der Patient mit der provisorischen Versorgung sehr zufrieden war und ihm Form und Farbe gefielen, gaben wir unseren Zahntechnikern den Auftrag, die insgesamt 28 Keramikkronen und –teilkronen dementsprechend herzustellen. Diese Kronen wurden daraufhin definitiv eingesetzt.

Danach: Ästhetik und Funktion der Zähne konnten wiederhergestellt werden

Mit dieser totalen Rekonstruktion konnten wir Ästhetik und Funktion der Zähne wieder herstellen und den Patienten in jeder Hinsicht zufriedenstellen. Da sich die Keramik wegen ihrer Härte praktisch nicht abnutzt, ist Abrasion kein Thema mehr. Allerdings sollte der Patient nachts immer eine Schutzschiene tragen, damit es nicht zu Frakturen (Brüchen) der Keramikkronen kommt.

Behandler: Dr. Markus Schulte
Zahntechniker: Viola Kapferer,  Dentalia AG Zahntechnik