Zahnspangen bei Kindern

Einleitung

Zahn- und Kieferfehlstellungen können neben ästhetischen Beeinträchtigungen auch schwerwiegende funktionelle Folgen nach sich ziehen. Doch zum Glück brauchen nicht alle Kinder eine Zahnspange. Um festzustellen, ob und wann ein Kind behandelt werden muss, sollte ein Untersuch beim Kieferorthopäden ( bei Kleinkindern auch beim Kinderzahnarzt) Klarheit schaffen.
 

Wann untersuchen?

  • 1. Untersuchung mit 4 Jahren (Milchgebiss)
  • 2. Untersuchung mit 8 Jahren (frühes Wechselgebiss)
  • 3. Untersuchung mit 12 Jahren (spätes Wechselgebiss)

Falls eine Fehlstellung von Zähnen und /oder Kiefer festgestellt wird, hängt der Behandlungsbeginn ganz entscheidend von der Art und Schwere der Fehlstellung ab.
 

Wann mit der Behandlung beginnen?

In der Regel beginnt die Behandlung im Alter von 7-12 Jahren. Bei schweren Wachstumsstörungen wie z.B. stark zurückliegendem Unterkiefer, umgekehrtem Überbiss, offener Biss, muss die Behandlung manchmal schon sehr früh im Milchgebiss (4-7 Jahre) einsetzen, um den bestmöglichen Erfolg zu garantieren. Die nahtlose Zusammenarbeit von Kinderzahnarzt und Kieferorthopäde ist in solchen Fällen entscheidend, um gravierende Spätfolgen zu verhindern.

Prinzipiell unterscheidet man bei Kindern herausnehmbare und feste Zahnspangen
 

Herausnehmbare Zahnspangen

Früher wurden Zahnkorrekturen bei Kindern und Jugendlichen überwiegend mit herausnehmbaren Zahnspangen durchgeführt. Das hat sich heute geändert, dennoch gibt es immer noch wichtige Einsatzbereiche für herausnehmbare Geräte im Wachstumsalter. Nicht selten beginnt man auch eine Zahnkorrektur mit einem herausnehmbaren Gerät und behandelt in einer zweiten Phase mit einer festsitzenden Spange weiter.

Hier nun die wichtigsten herausnehmbaren Zahnspangen:

Mundvorhofplatte
Einfaches, aber wirkungsvolles Gerät für Kleinkinder, wird auch zum Abgewöhnen des Daumenlutschens eingesetzt.

Aktive Platte (Dehnplatte)
Dehnt zu schmale Kiefer und erweitert den Zahnbogen mittels Dehnschrauben, die regelmässig nachgestellt werden müssen.

Aktivator
Aktivator, Bionator und Funktionsregler nach Fränkel gehören zur Gruppe der funktions-kieferorthopädischen Apparate. In der Wachstumsphase machen sie sich die eigene Muskulatur (Kau-, Wangen-, Zungenmuskeln) zunutze und können sanft die Stellung der Kiefer zueinander und der Zähne im Kiefer optimieren.

Bionator

Funktionsregler nach Fränkel

Wichtig:
  • Herausnehmbare Spangen müssen ca. 15 Stunden pro Tag getragen werden. Nur regelmässiges Tragen bringt Erfolg! Das bedeutet ständige Motivation seitens der Eltern, damit die Kinder ″bei der Spange″ bleiben.
  • Regelmässige Kontrollen, etwa alle vier Wochen, beim Kieferorthopäden sind erforderlich. Dehnschrauben in der Platte werden regelmässig nachgestellt, um den Druck auf Zähne und Kiefer aufrecht zu erhalten.
  • Herausnehmbare Apparate nicht beim Essen tragen, Zähne und Spange stets sauber halten, um Karies zu verhindern!
  • Wird die Spange nicht getragen, muss sie in einer festen Box aufbewahrt werden, damit sie nicht versehentlich beschädigt wird oder verloren geht.
     

Vorteile und Nachteile herausnehmbarer Spangen bei Kindern:

+ Mundhygiene leicht möglich, dadurch weniger Kariesgefahr

+ Frühbehandlung im Milchgebiss möglich

- Präzises Verschieben einzelner Zähne nur eingeschränkt möglich

- Längere Behandlungszeiten, da weniger effizient als festsitzende Geräte

- Erfolg hängt von der Mitarbeit des Patienten ab

- Aussprache kann beeinträchtigt werden

- Gefahr von Verlust oder Beschädigung der Geräte
 

Invisalign Teen

Neuerdings ist die Invisalign-Methode der Behandlung mit unsichtbaren Zahnspangen auch für Jugendliche verfügbar. Informieren Sie sich hier über Invisalign teen

Invisalign Teen

Festsitzende Zahnspange

Auch bei Kindern und Jugendlichen setzt die moderne Kieferorthopädie verstärkt auf festsitzende Geräte, die auch als Multiband-Spangen oder Multibracket-Geräte bezeichnet werden: Brackets genannte kleine Knöpfe aus Metall, Kunststoff oder Keramik werden auf die Zähne geklebt und mit individuell gebogenen elastischen Drahtbögen verbunden, die in regelmässigen Abständen ausgewechselt werden. Durch die von den Bögen übertragenen Kräfte können die Zähne ganz präzise an den gewünschten Platz bewegt werden.

Eine Zahnkorrektur mit festsitzenden Zahnspangen ist in der Regel nach 2-3 Jahren abgeschlossen und damit im Durchschnitt deutlich kürzer als die Behandlung mit einem herausnehmbaren Apparat. Ausserdem „arbeitet“ der Apparat 24 Stunden im Mund, unabhängig von der Disziplin von Kind und Eltern. Feste Zahnspangen sind in ihrer Wirkung auch nicht altersabhängig – sie funktionieren bei Erwachsenen so gut wie bei Jugendlichen.

Ein Nachteil ist hingegen, dass die feste Apparatur mit Brackets und Bögen die Zahnreinigung erschwert und somit die Kariesgefahr erhöht ist. Daher ist eine besonders intensive und akkurate Mundhygiene mit speziellen Zahnbürsten erforderlich. Unsere Dentalhygienikerinnen führen spezielle Instruktionen für Spangenträger durch. Nicht allen gefällt zudem das „Silberlächeln“ mit der festen Spange, die aber in den letzten Jahren ästhetisch zugelegt hat:

Keramik-Brackets

Transparente Brackets aus Keramik fallen kaum noch ins Auge.

Speed-Brackets: Diese neuartigen, besonders kleinen Brackets haben einige bemerkenswerte Vorteile: Durch eine verbesserte Kraftübertragung kann die Behandlungsdauer um bis zu 50% verkürzt werden. Ausserdem sind die kleinen Brackets weniger sichtbar und viel leichter zu reinigen. In unserer Praxis haben wir ausgezeichnete Erfahrungen mit Speed-Brackets und können unseren Patienten diese neue Errungenschaft anbieten.

Speed-Brackets: Verkürzte Behandlungszeit um bis zu 50% durch bessere Kraftübertragung, kaum Irritation von Lippen und Wange durch kleine Bauweise, bessere Ästhetik und Hygiene.

Rückfälle verhindern: Nach einer Zahnkorrektur haben die Zähne die Tendenz, in ihre alte Position zurückzukehren. In früheren Zeiten hat man diese Rückfallgefahr unterschätzt. Daher mussten viele Patienten (und Kieferorthopäden) die frustrierende Erfahrung machen, dass nach einer langen und mühevollen Zahnkorrektur mit zunächst guten Ergebnissen die Zähne im Laufe mehrerer Jahre in die alte fehlerhafte Stellung zurückwanderten.

Heute wird dieses Problem gelöst, indem nach Abschluss der Behandlung ein sogenannter Retainer eingesetzt wird, der die Zähne in ihrer neuen Position fixiert. Man verwendet dazu meist einen dünnen Draht, der auf der Innenseite der Zähne aufgeklebt wird und dort über viele Jahre verbleibt. Alternativ kann auch eine herausnehmbare Retainer-Schiene verwendet werden, die nur nachts getragen wird.

Prophylaxe: Worauf Eltern achten sollte

Etwa die Hälfte der Zahn- und Kieferanomalien ist nicht erblich bedingt und angeboren, sondern durch „schlechte Angewohnheiten“ wie z.B. Daumenlutschen oder durch den vorzeitigen Verlust von Milchzähnen erworben.

Andauerndes Daumenlutschen kann zu einer Vorverlagerung des vorderen Oberkieferabschnitts mitsamt der Schneidezähne führen. Gleichzeitig wird der Unterkiefer nach hinten geschoben. Als Folge sieht man dann den „lutschoffenen Biss“, bei dem die Schneidezähne nicht mehr geschlossen werden können, was auch Sprachfehler und Mundatmung nach sich ziehen kann. Eine Mundvorhofplatte kann hier Abhilfe schaffen. Lassen Sie sich von unserer Kinderzahnärztin beraten.

Alle Kleinkinder brauchen etwas zum Nuckeln. Der Schnuller ist dafür wesentlich besser geeignet als der Daumen. Aus kieferorthopädischer Sicht ist gegen einen massvollen Gebrauch des Nuggi bis zum Ende des dritten Lebensjahres nichts einzuwenden.

Milchzähne haben eine wichtige Platzhalterfunktion, d.h. sie halten den nachfolgenden bleibenden Zähnen ihren korrekten Platz frei. Vorzeitiger Verlust der hinteren Milchzähne wegen Karies kann daher schwere Zahnfehlstellungen im bleibenden Gebiss verursachen. Eine optimale Mundhygiene schon im Kleinkindesalter sowie gesunde Ernährung sind daher angezeigt, um die Milchzähne bis zum Durchbruch der bleibenden Zähne zu erhalten.

Informationen über Zahnspangen für Erwachsene.